FUTUROPOLIS
René Pellos
Originaltitel: Futuropolis
Erstveröffentlichung: Junior (Frankreich)
Reprint: Éditions Jacques Glénat 1999
Deutsche Ausgabe: –
Am 15. April 1937, einem Donnerstag, eröffnete sich den Lesern der Comic-Zeitung Junior eine völlig neue Welt. Mit Junior hatten im Jahr zuvor die Éditions Offenstadt in Paris auf den großen Erfolg des 1934 gegründeten Journal de Mickey reagiert. Ebenso wie das war Junior dünn, maß 39 mal 55 Zentimeter und enthielt gleichsam Übersetzungen amerikanischer Zeitungsserien wie Tarzan oder die Katzenjammer Kids als Pim, Pam, Poum. In der Ausgabe 54 nun war die erste Folge von Futuropolis von René Pellos (1900-1998) abgedruckt, die unmittelbar in eine unterirdische, Fritz-Lang-inspirierte Zukunftswelt führt, gestaltet in düsteren Bildern mit oft mehrere Absätze umfassenden Prosatexten zu jedem Panel.
Pellos erzählt von den Vorbereitungen einer Rebellion gegen Maia, die herzlose Herrscherin über Futuropolis, die das Volk mittels kalter Technik unterdrückt. Die Gestaltung der Seiten ist schlicht atemberaubend, dramatische Bilder aus einer anderen Welt, die sich zu energiegeladenen Architekturen zusammenfügen. Mit 56 Seiten lief Futuropolis bis Heft 110 und bot über ein Jahr lang garstige Höhlenkreaturen, wildgewordene Roboter, stählerne Materialschlachten, Affenmonster in tiefen Wäldern und vor allem die ständig wild verzerrten Gesichter des tollkühnen Helden Rao – vor Wut, vor Schreck, angesichts ihn ständig einholender Gefahr.
Mit Electropolis nahm Pellos 1940 eine zweite Science-Fiction-Erzählung in Angriff, musste sie nach der deutschen Invasion im Juni aber unvollendet lassen. Pellos konnte jetzt hauptsächlich nur noch für die Sportseiten der Tageszeitungen zeichnen. Erst nach der Befreiung entstanden mit Durga-Râni (1946) und Atomas (1948) zwei weitere utopische Comics. Neben Alain Saint-Ogan gilt René Pellos heute als einer der großen Veteranen der französischen bandes dessinées. ACK
(Paul Gravett, Hg.: 1001 Comics, die Sie lesen sollten, bevor das Leben vorbei ist, Edition Olms, Zürich 2012)